Instandsetzungsdienst und neue Unterkunft

Die Ortsverbände des THW wurden in der folgenden Zeit neu strukturiert und einer Fachrichtung, meistens dem Bergungs- oder dem Instandsetzungsdienst, zugeordnet.

In Bad Hersfeld wurde daraufhin ab 1973 ein Instandsetzungszug aufgebaut, zu dessen Einsatzgebiet vorrangig die Sicherung und behelfsmäßige Instandsetzung von Ver- und Entsorgungsleitungen gehörte. Allerdings fehlten anfangs noch zusätzliche Fahrzeuge und vor allem eine geeignete Unterkunft für Helfer und Ausrüstung. Dies änderte sich, als der Ortsverband 1976 in seine heutige Unterkunft in der Friedewalder Straße, dem ehemaligen Gelände der Hersfelder Straßenmeisterei, umzog. Hier gab es dann ausreichend Platz für Unterrichtsräume, eine Werkstatt und ein Materiallager sowie freie Flächen als Übungsgelände.

Nach der Übergabe von vier neuen LKW mit der zugehörigen Ausstattung sowie einem LKW mit kippbarer Ladefläche war dann der Instandsetzungszug unter Leitung des Zugführers Wilhelm Sesselmann komplett.  1977 kam der Ortsverband beim Dammbruch im Kirchheimer Seepark zum Einsatz. Die Helfer bauten in Reimboldshausen, das von der Flutwelle geteilt wurde, einen Steg über die Ibra und unterstützten eine Baufirma bei der Reparatur der Brücke. Außerdem trugen sie durch umfangreiche Aufräumungsarbeiten dazu bei, das von den Wassermassen angerichtete Chaos zu beseitigen.

1979 wurde nun auch offiziell eine eigene Jugendgruppe gegründet, junge Mitglieder hatte der Ortsverband allerdings schon fast von Beginn an.  In den folgenden Jahren waren die Helfer, wie schon oft, bei Unwetter- und Hochwassereinsätzen aktiv. Hierzu gehörten nach starken Regenfällen 1983 auch Pumparbeiten an der Grabungsstelle des wiederentdeckten Südtors der Stadtmauer.

Im Juni 1984 übernahm Ernst Sasse, der zuvor Gruppenführer der Elektrogruppe war, das Amt des Zugführers. Ein Unwetter sorgte 1986 wiederum für einen Einsatz. Starke Regenfälle hinterließen auf dem Festplatz am Hallenbad soviel Wasser, daß ein dort vom Stadtjugendring geplantes Rockfestival erst nach Einsatz von Helfern und Pumpen beginnen konnte. In diesem Jahr wurde Karl Riehm, der bereits seit dem Gründungsjahr dem Ortsverband angehört, neuer Ortsbeauftragter.  Einmal mit ganz anderen Witterungsbedingungen hatten die Helfer 1987 zu kämpfen, einsetzender Regen umhüllte bei Minustemperaturen Bäume und Äste mit dickem Eis. Abgebrochene Äste mußten von den Straßen entfernt und Gefährdungen durch unter der Eislast zu brechen drohende Bäume beseitigt werden. In diesem Jahr bauten sich die Helfer den Dachboden des Garagengebäudes zu einem Versammlungs- und Gemeinschaftsraum aus.

Neue Möglichkeiten nach der Grenzöffnung

Die Wende in der DDR im November 1989 brachte auch für den Ortsverband Bad Hersfeld neue Aufgaben und Möglichkeiten. Zunächst einmal galt es, das bereits für die Renovierung vorbereitete Gebäude des Hersfelder Finanzamts als Nachtquartier für die am Wochenende nach der Grenzöffnung zahlreich aus der DDR gekommenen Besucherinnen und Besucher herzurichten. Hierzu setzten die Helfer die teilweise bereits demontierten Wasser-, Abwasser- und Stromleitungen instand. Darüber hinaus wurden an diesem und an den darauf folgenden Wochenenden auf der Autobahn A4 zahlreiche „Trabis“ wieder zur Weiterfahrt flottgemacht. Es folgten technische Hilfeleistungen im Bereich des Thüringer Zipfels der A4 am Osterwochenende 1990. In diesem Jahr starteten auch fünf Helfer mit zwei LKW des Ortsverbandes zu einem kirchlichen Hilfsgütertransport nach Rumänien. Jürgen Häußler wurde neuer Ortsbeauftragter, unter seiner Leitung wirkte der Ortsverband am Aufbau des Ortsverbandes Eisenach mit, der in 1991 gegründet wurde. Zwischen den beiden Ortsverbänden wurde eine Patenschaft geschlossen.

1992 nahmen die Helferinnen und Helfer erstmalig an einer Katastrophenschutzübung in Thüringen teil. Im März führte ein folgenschwerer Unfall eines Tanklastwagens in Schmalkalden zum ersten Einsatz im Nachbarbundesland, gemeinsam mit den örtlichen Feuerwehren und der Hersfelder Feuerwehr. Die Helfer des Ortsverbands pumpten das verbliebene Benzin der Ladung zum sicheren Abtransport in Fässer um. Gleich am Tag darauf flog der ehemalige Ortsbeauftragte Karl Riehm nach Moskau: die Europäische Gemeinschaft hatte das THW um Hilfe bei der Überwachung ihrer Lebensmittelhilfe für Rußland gebeten.

Dipl.-Ing. Axel Braun, zuvor Gruppenführer der Abwasser-Öl-Gruppe, wurde neuer Zugführer.  1993 demonstrierten die Helferinnen und Helfer, daß sie auch mit schwerer Kunst keine Schwierigkeiten haben. Sie stellten eine über zwei Meter große Marmorskulptur, von mehr als zwei Tonnen Gewicht, im Hersfelder Museum auf. In diesem Jahr gab es einen gemeinsamen Einsatz mit dem Ortsverband Eisenach, sechs Tage lang wurden Sturmschäden rund um Bad Langensalza beseitigt.

Auch in 1994 wurde mit dem Ortsverband Eisenach zusammengearbeitet. Bei einem Hochwassereinsatz bauten die Hersfelder Helferinnen und Helfern in Wartha eine Notstromversorgung auf und pumpten sowohl dort als auch in Eisenach Wasser aus den Kellern.  Im April 1994 bewiesen die Helferinnen und Helfer bei einer gemeinsamen Übung mit anderen Ortsverbänden des THW-Geschäftsführerbereichs Homberg, daß sie sich mit Hilfe von Rettungsschere und Schneidbrenngerät in einem Eisenbahnwagen auch Zugang zu Verletzten verschaffen könnten, die nur durch Auftrennen des Dachs oder der Außenwand erreichbar wären.  Ein Rekordpegel wurde beim Hochwasser 1995 erreicht, bei dem der Ortsverband drei Tage lang im Einsatz war. Im Juli nahm die Jugendgruppe am hessischen THW-Landesjugendzeltlager in Bensheim teil. Unter dem Motto „Wir in Europa“ war im Vorfeld der Veranstaltung Kontakt zu Organisationen in Europa aufgenommen worden, bei denen Gemeinsamkeiten zur THW-Jugend bestehen. Der Hersfelder Gruppe war es gelungen, eine Jugendgruppe der finnischen Feuerwehr zu Gast zu haben. Ein Gegenbesuch folgte im Juli 1996,  Jugendbetreuer Uwe Reinhardt flog zu einer einwöchigen Reise nach Nordfinnland.

Das Jahr 1996 brachte ausgehend vom THW-Neukonzept „THW 2001“ wichtige Veränderungen im Ortsverband. Der Instandsetzungszug entwickelte sich zu einem Technischen Zug mit der Fachgruppe Infrastruktur (siehe auch „Technischer Zug“). Bei einer großen Wochenendübung im Juni zusammen mit dem Ortsverband Rotenburg zeigten die Helferinnen und Helfer, daß sie auch den neuen Aufgaben im Bereich der Bergung gerecht werden. Außerdem wurde im August der neue Zug den örtlichen Rettungs- und Hilfsorganisationen vorgestellt.